Wo kämen wir hin
wenn alle sagten
wo kämen wir hin
und niemand ginge
um einmal zu schauen
wohin man käme
wenn man ginge
- Kurt Marti
Ziele
“Soviel Betreuung und Begleitung wie nötig, soviel Selbständigkeit und Eigenverantwortung wie möglich!”
Die Situation von jungen Menschen mit Behinderung ist auch heute gekennzeichnet durch eine starke Abhängigkeit von Eltern und Familie. Vor ca. 9 Jahren fand sich deshalb eine Initiativgruppe von mehreren Familien mit behinderten jungen Menschen. Hier reifte der Entschluss, nach Kindergarten und Schulzeit für behinderte junge Erwachsene eine Einrichtung zu schaffen, in der sie in einer Gemeinschaft leben können, sie begleitet und in dem Anspruch fördert, selbstverantwortlich den Alltag, die Arbeit und das soziale Umfeld mit Kontakten nach innen und nach außen entsprechend ihren Möglichkeiten bewältigen zu können.
Im Zusammenhang mit der Realisierung des Wohnprojektes entstand im Jahr 2002 die „Stammhaus Jülich gGmbH“, die als Träger des Hauses fungieren sollte.
Entwicklung des Konzeptes
Schon nach der ersten Vorstellung des Stammhausprojektes im Jahr 1998 beteiligte sich eine Gruppe von jungen behinderten Interessenten – viele waren ehemalige Besucher der Kindertagesstätte Hasselsweiler – aktiv an der Weiterentwicklung des Konzeptes. Es entwickelte sich – neben der Elterninitiative – eine Gemeinschaft junger behinderter Menschen, die Stammhausgruppe, die mit ihren Aktivitäten in Jülich schnell bekannt wurde und so das Projekt in der Öffentlichkeit verbreitete.
Bei den vorbereitenden Planungsgesprächen artikulierten die jungen behinderten Menschen ihren Wunsch, in einer solch gemischten Gruppe ihre sozialen Beziehungen pflegen zu können. Gesellschaftliche Anerkennung erhofften sich die jungen Leute, wenn sie sich mit dem Stammhaus weiter am kulturellen, sportlichen und gesellschaftlichen Leben in Jülich und Umgebung aktiv beteiligten.
In ihrer eigenen Zeitung – den „Stammhaus – Nachrichten“ und bei vorbereitenden Treffen setzten sie sich intensiv mit der Wohnkonzeption auseinander. Sie interviewten die Architektin und diskutierten mit ihr Möglichkeiten eines Wohnens im Hinblick auf ihre speziellen Bedürfnisse.
Übereinstimmend begrüßten alle die vorgestellten Pläne als ein gestaltetes schönes „Zuhause“ – mit außerordentlich guten Voraussetzungen zur Kommunikation und Integration für Menschen mit Behinderung. Sie wünschten sich die Unterbringung in Einzelzimmern, die sie selbst mitgestalten wollten. Ganz zentral sehen sie ihr Bedürfnis, sich – entsprechend ihrer jeweiligen Beeinträchtigung – soweit wie möglich an der Basisversorgung, der Haushaltsführung, der Freizeitgestaltung und der Pflege von Sport- und Außenanlagen zu beteiligen.
Sie wollen – je nach ihren Fähigkeiten – aktive Mitgestalter des Stammhauses sein und legen Wert auf Mitbestimmung, aber auch Mitverantwortlichkeit.
Die Zielgruppe
Die Zielgruppe umfasst junge Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen, z.B. körperlichen Behinderungen, Lernbehinderungen und Teilleistungsstörungen, Sehbehinderung, Mehrfachbehinderungen und geistigen Behinderungen, Entwicklungsretardierungen und Kommunikationsstörungen.
Zielsetzungen des Projektes
Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen im Stammhaus nicht nur die notwendige Pflege, Betreuung, Unterkunft, Erholung und Ernährung erhalten, sondern Wohnen im Stammhaus als aktives, kreatives Leben erfahren. Die Betreuung richtet sich nach einem „Bezugspersonensystem“ und soll Vertrauen und Geborgenheit gewährleisten. Individuelle Förderpläne mit regelmäßiger Reflektion sind hierbei wichtig. Das Wohn‑, Betreuungs- und Förderangebot steht unter der Zielvorgabe „Teilnahme – Normalisierung – Selbstbestimmung“.
Unter Teilnahme ist ein Leben mit den behinderungsbedingten Einschränkungen zu verstehen, das den Erhalt und die Erweiterung persönlicher Handlungskompetenzen Stammhaus Jülich – November 2008 3 zur selbstständigen Alltagsbewältigung beinhaltet. Wir möchten in den Wohngruppen des Stammhauses und im nachbarschaftlichen Umfeld die soziale Integration der Bewohnerinnen und Bewohner fördern.
Normalität und persönliche Entfaltung sind dabei für jeden Teilnehmer anzustreben. Mit Normalisierung ist nicht Anpassung gemeint, sondern die Annahme behinderter Menschen mit den gleichen Rechten, der gleichen Verantwortung, den gleichen Möglichkeiten, wie sie allen Menschen zugestanden werden. Wir möchten die Persönlichkeit jedes einzelnen sowie seine Eigenverantwortlichkeit respektieren und ihm Selbständigkeit und Entscheidungsspielraum im Rahmen seiner Fähigkeiten einräumen. Unsere Arbeit versteht sich als Hilfe zur Selbsthilfe”. Zentral ist daher die Erhaltung der persönlichen Entscheidungsfreiheit und somit auch die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung jedes Einzelnen. Nicht das Urteil anderer ist hier maßgebend, sondern die Verwirklichung eigener Bedürfnisse sowie die ureigenen Wünsche der Beziehungsgestaltung zur näheren und weiteren Umwelt machen eine Aussage über die Lebensqualität. Deshalb wurden die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner in den weiteren Planungen einbezogen.
Zur Wohnkonzeption
Die Begleitung und Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner basiert auf dem Normalisierungsprinzip und hat deren weitestgehende soziale Integration zum Ziel. Die Persönlichkeit jedes Einzelnen sowie die Eigenverantwortlichkeit dieses erwachsenen Menschen ist zu respektieren und ihm Selbständigkeit und Entscheidungsspielraum im Rahmen seiner Fähigkeiten einzuräumen. Deshalb sollen langfristig – entsprechend den vorliegenden verschiedenen Behinderungsformen und ‑ausprägungen auch unterschiedliche Wohn- und Freizeitmöglichkeiten angeboten werden. Im Hinblick auf die kulturellen und sozialen Möglichkeiten verstehen wir das Stammhaus als eine Einrichtung, die im Stadtgebiet Jülich eingebettet ist. Nur so sind selbstverständliche Kontakte zu behinderten und nichtbehinderten Menschen herzustellen und zu vertiefen.
Wohnen ist ein elementares Grundbedürfnis und Ausdruck persönlicher Lebensqualität. Die oft synonyme Verwendung der Begriffe Wohnqualität und Lebensqualität verdeutlicht den hohen Stellenwert, den das Wohnen heute hat. Da die Wohnung als Lebensmittelpunkt und Ausgangsbasis für die private und alltägliche Lebensgestaltung eine zentrale Rolle spielt, bestimmt die individuelle Wohnsituation über Chancen und konkrete Handlungsspielräume einer selbstbestimmten Lebensführung. Dies gilt uneingeschränkt für behinderte Menschen. Die Qualität des Wohnens und die damit verbundenen Lebensmöglichkeiten in der Wohnumwelt haben für sie eine eminent wichtige Bedeutung.
Behinderte Menschen haben ein Recht auf die freie Entscheidung über die jeweilige Wohnform, d.h. auch auf eine eigene Wohnung mit entsprechenden flankierenden Unterstützungsmaßnahmen. Dies bedeutet konsequenterweise: „Grundsätzlich kann jeder behinderte Mensch in einer eigenen Wohnung leben, wenn die notwendige Assistenz in den eigenen vier Wänden organisiert und gegeben werden kann“ (ÖSTERWITZ 1992). Der Grundanspruch auf die freie Entscheidung über Wohnort, Wohnform und Art des Zusammenlebens ist für behinderte Menschen gegenwärtig erst in bescheidenen Ansätzen eingelöst. Auch diesem Anspruch möchten wir mit unserem Projekt realisieren helfen.
Die Bedeutung von Wohnraum wird durch die Überlegung unterstrichen, dass dieser der endgültige für einige Bewohnerinnen und Bewohner sein könnte. Die Identifizierung mit Wohnung und Umgebung nimmt mit steigendem Alter und abnehmender Mobilität zu. Ein Wechsel bzw. Umzug ist in diesem Zusammenhang für diese Menschen nur schwer zu verkraften.
Wohnen beinhaltet folgende wesentliche Grundgedanken:
- einerseits die Möglichkeit zur Gemeinsamkeit, Kommunikation und sozio-kulturellem Ausdruck und
- andererseits die Möglichkeit von Rückzug, Eigenterritorium und persönliche Gestaltung im individuellen Privatbereich.
Individuelles, selbstbestimmtes Wohnen behinderter Menschen ist als selbstverständliche Wohn- und Lebensform zu betrachten. Entsprechend den Bedürfnissen möchten wir zunächst teilstationäre und in Zukunft auch betreute Wohnformen anbieten. Der innere Bezug zum Stammhaus beim Wechsel der Wohnform soll erhalten bleiben und somit die notwendige Geborgenheit und emotionale Sicherheit bieten. Für beide Wohnformen – teilstationäres und später gegebenenfalls betreutes Wohnen – müssen – entsprechend den Bedürfnissen – Einrichtungen der Assistenz und Hilfe (z.B. für Pflege, Arztbesuche, Einkäufe, Freizeitgestaltung, Essen, Wäsche) eingerichtet werden. Der Grundsatz muss lauten: Die Wohnung, das Wohnumfeld, die Verkehrsmittel und Assistenzdienste müssen bedarfsgerecht gestaltet und in ihrer Gesamtheit vernetzt werden.
Vertrauen, Akzeptanz und Verlässlichkeit sind die wichtigen Grundlagen der Betreuung.
Beschreibung der Wohnanlage
Aufgrund der Zielsetzungen und der Bedarfssituation ist der jetzt zur Verfügung stehende Standort in zentraler Stadtlage (ehemals Schlachthof) ideal. Die Grundideen des Konzeptes „Integration – Offenheit – Flexibilität“ finden auch in der baulichen Gestaltung ihren Ausdruck.
Mit dem Grundstück auf dem ehemaligen Schlachthof-Gelände erhält das Stammhaus-Projekt die Chance, am Leben der Stadt direkt teilzunehmen und mit den Menschen der unmittelbaren Nachbarschaft Kontakte aufzunehmen und zu pflegen. Die Nähe zum Stadtzentrum mit Stadtbücherei, Geschäften, Schwimmbad, Restaurants usw. ermöglicht den Bewohnerinnen und Bewohnern, dass sie ohne Hindernisse ihre vertraute Wohnumgebung nutzen und soziale Kontakte pflegen können. Isolation und Ghettoisierung werden vermieden. Auch für die Sport- und Reiseaktivitäten der Gruppe gibt es eine gute Anbindung an Verkehrs- und Sportmöglichkeiten.
Die Anlage umfasst drei Wohngruppen mit je sechs Bewohnern/innen, für die jeweils ein Einzelzimmer und eine gemeinsame Küche mit Wohn- und Essbereich zur Verfügung stehen. Je zwei Bewohner/innen nutzen gemeinsam ein Bad.
Die Ausstattung der Räume sieht eine Nutzung vor durch je zwei schwerstmehrfach behinderte, einen körperbehinderten Menschen im Rollstuhl sowie drei Menschen mit geistiger oder Lern-Behinderung, die nicht Rollstuhlfahrer sind.
Die Wohngruppen sind baulich so getrennt, dass sie wie eine Familie ein eigenes Gruppenleben entwickeln können. Gleichzeitig besteht aber auch die Möglichkeit, die übrigen Wohngruppen leicht zu erreichen. Zwei Wohngruppen liegen Parterre, eine Wohngruppe ist im ersten Stock durch einen Aufzug oder über das Treppenhaus zu erreichen.
Personal- und Vorratsräume sind zentral angelegt, eine Versorgung mit Telefon, Rufzentrale und PC ist gewährleistet. Ein Empfangs- und Gemeinschaftsraum bietet Möglichkeiten zu Begegnungen innerhalb der Wohnstätte und zu Kontakten nach außen.
Pädagogische Vorgehensweise
Mit ihrem Einsatz als offene Gruppe von jungen Menschen mit Handicap aus Jülich und Umgebung haben die jungen Menschen erfahren, dass auch behinderte Menschen sich für die Planung ihrer Zukunft aktiv und erfolgreich einsetzen können. Dabei erleben sie Akzeptanz und Unterstützung in ihrer Heimatstadt. Sie können es als ihren persönlichen Erfolg ansehen, dass sie mit ihrer Selbsthilfegruppe und deren Außenwirkung die Stadt überzeugen konnten, das Grundstück in idealer Lage für den Bau zur Verfügung zu stellen.
Konzept und Bauplan wurden vom Landschaftsverband und Aktion Mensch genehmigt.
Grundlage dieses Konzeptes ist der ausdrückliche Wunsch der jungen Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen als Gruppe in dieser Wohnstätte zu leben, die ihnen Solidarität untereinander und Unterstützung bei der Pflege oder beim Neuaufbau ihrer Außenkontakte und eine selbstbestimmte Lebensplanung ermöglichen soll.
Das pädagogische Konzept orientiert sich zunächst an dem Übergang zwischen den bisherigen Aktivitäten und der neuen Wohnsituation außerhalb des vertrauten Elternhauses. Hier ergibt sich ein hoher Förderbedarf, um diesen einschneidenden Wechsel erfolgreich zu verkraften und neue Ressourcen zu erarbeiten.
Gruppenaufteilung
Die reale Wohnsituation ist strukturiert durch die räumliche und pädagogische Struktur der gemischten Gruppe von je 6 Bewohnern/innen. Je 2 schwerstmehrfach behinderte junge Menschen im Elektrorollstuhl, ein körperbehinderter Rollstuhlfahrer mit Lern- und Wahrnehmungsstörungen und drei Menschen mit geistigen Behinderungen oder anderen Teilleistungsstörungen wollen zusammen in einer Wohngruppe leben.
Insgesamt gibt es drei solcher Wohngruppen, die jeweils einen Gruppenbetreuer oder eine Betreuerin haben, die sie in der neuen Wohn- und Lebensform außerhalb des Elternhauses unterstützen. Ihre Aufgabe ist es, zusammen mit der Leitung und dem übrigen Personal die individuelle Förderung und Unterstützung jeder(s) Bewohner(in) mit so viel Betreuung wie nötig und so viel Selbstständigkeit wie möglich im Rahmen der Ziele der Hilfeplanung umzusetzen.
Personalangebot
Um die Ziele unseres Projektes verwirklichen zu können und den Bewohnern eine optimale Betreuung und Begleitung zukommen zu lassen, arbeitet Personal aus unterschiedlichen Berufsgruppen im Stammhaus. Die Auflistung der Aufgaben ist lediglich als Übersicht zu betrachten. Detaillierte Aufgabenbeschreibungen ergeben sich aus den Stellenbeschreibungen der jeweiligen Funktionstätigkeiten.
- Leitung: Sozialpädagoge/Sozialarbeiter/in
- Gruppenleitung: Sozialarbeiter/Sozialpädagogen oder Heilerziehungspfleger
- Betreuungsdienst: Heilerziehungspfleger, Erzieher, Erziehungshelfer
- Pflege und medizinische Betreuung: Krankenpflegekräfte, Krankenpflegehelfer
- Hauswirtschaft: Hauswirtschafterin / Helferin
- Nachtwache / Nachtbereitschaft: Krankenpflegekräfte
Tagesstruktur
Die Tagesstruktur der teilstationären Einrichtung ist gekennzeichnet durch zwei wichtige Phasen:
Phase 1: “ Start in den Tag“
Zunächst erfolgt der Start in den Tag zur beruflichen Tätigkeit.
Hier sind intensive Pflege, Anleitungen und Hilfestellungen bei der Körperpflege, Nahrungszubereitung und Nahrungsaufnahme, Kleidung, Ordnung im sanitären und eigenen Bereich genauso wichtig wie Struktur und ein angemessener Zeitrahmen sowie persönliche Gespräche und Unterstützungsstrategien beim Bewältigen von Krisen, Problemen und Konflikten im Arbeitsbereich. Stress und Zeitdruck können hier besonders bei behinderten Menschen zu körperlichen und psychischen Schädigungen führen. Dabei erhoffen sich die Bewohner eine Stärkung ihres Selbstwertgefühls und ihrer Stressfähigkeit durch den Austausch von Erfahrungen und soweit möglich, gegenseitige Unterstützung.
Phase 2: „Relax- und Freizeitphase nach der Arbeit“
Bei der Rückkehr von der beruflichen Tätigkeit am Spätnachmittag sind verschiedene Formen der Erholung, Entspannung, Stressverarbeitung und Pflege wichtig. In den Wohngruppen werden die verschiedenen Bedürfnisse festgestellt und durch entsprechende Möglichkeiten umgesetzt.
Die im Tagesgeschehen erlebten Situationen, Probleme oder Schwierigkeiten werden in Gesprächen reflektiert und aufgearbeitet. Die Gestaltung des eigenen Zimmers mit der Möglichkeit, sich zurückzuziehen, Besuche zu empfangen o.a. ist ebenso wichtig wie das Angebot zu Freizeitaktivitäten und Gruppenleben.
Unterstützende Kleingruppen- oder Einzelmaßnahmen, Hilfen bei der Bewältigung von Lerntraining, Stress, Ängsten, Beziehungsproblemen und Konflikten hätten hier ihren Platz.
Training in der Basisversorgung im Hinblick auf mehr Selbständigkeit und – wenn in der Entwicklung möglich „Betreutes Wohnen“- sollte ganzheitlich in das Betreuungskonzept einfließen und auch hier exemplarisch gegenseitiges Helfen oder Motivieren aufgreifen.
Klare Strukturierung des Abends – ohne starre Systeme vorzugeben – im Sinne von Verlässlichkeit und solidarischem Handeln sollte die Zubereitung der Abendmahlzeit sowie der Zwischenmahlzeiten und den Verlauf der Abendgestaltung kennzeichnen.
Freizeit / Sport / Gesundheitsprogramm
Die Bewerber/innen wünschen sich eine Fortführung ihrer bisher schon zahlreichen Freizeitangebote mit dem Wunsch, aus der Geborgenheit der Gruppe heraus noch weitere Außenkontakte zu knüpfen oder Angebote wie Kubakino, Openair- Veranstaltungen im Brückenkopf-Park oder Fußballspiele, Disko o. ä. zu nutzen. Sehr wichtig ist ihnen auch ihre Selbsthilfegruppe als Treffpunkt für junge Leute mit und ohne Handicap, die ständig wächst und neue Kontakte ermöglicht.
Die eigene Zeitung „StammhausNachrichten“ – entstanden in einem PC Kurs – soll weiter ein Sprachrohr für ihre Gedanken, Sorgen, Wünsche und Erlebnisse bleiben.
Einen hohen Stellenwert nimmt auch der Sport ein. Angefangen von der Rollstuhlbasketballmannschaft der Gruppe, die in Kooperation mit dem Verein „Rolli-Treff“ in Düren schon 7 Jahre besteht und in der Läufer und Rollifahrer alle in Rollstühlen Basketballspielen – über Walken, Fahrradfahren, Handbikefahren, Schwimmen. Fußball, Badminton, Tennis, Tischtennis und Kicker sind dabei vielfältige Fähigkeiten zu entwickeln und gruppendynamische Prozesse und Außenkontakte zu unterstützen.
Die jährliche Mitarbeit beim Karnevalswagen der Stammhausgruppe im Karnevalsverein „Jülicher Kengerzooch“ und der Sponsoredwalk der FeG Jülich sind Highlights, die die Akzeptanz der Gruppe in Jülich deutlich macht.
Zur Gesundheitsförderung und Gesunderhaltung werden neben individueller Förderung Entspannungsangebote und Vorträge und Hinweise zur gesunden Lebensführung gegeben.
Angehörigenarbeit
Hoher Förderbedarf besteht hinsichtlich des Ablösungsprozesses vom Elternhaus. Hier sind Einzel- und Kleingruppenangebote nötig, ebenso wie eine intensive Elternbegleitung. Diese hat schon im Vorfeld begonnen, um den Eltern bei diesem emotional sehr schwierigen Prozess zu helfen.
Angestrebt wird eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Eltern. Durch einen Elternbeirat ist eine unmittelbare Mitwirkung gegeben.
Pädagogische Umsetzung
Die pädagogische Arbeit orientiert sich am individuellen Hilfebedarf.
Bei der Vorbereitung der Hilfeplanung ergaben sich bei den Bewerbern für das Wohnprojekt wesentliche Kriterien für die Weiterentwicklung ihrer Persönlichkeit. Diese Ziele werden regelmäßig mit dem Bewohner/der Bewohnerin, der Familie und dem pädagogischen Betreuungsteam neu bestimmt und überprüft.
Die pädagogische Betreuung richtet sich dabei an drei unterschiedlichen Ausprägungen von Hilfebedarf:
- Menschen mit Mehrfachbehinderungen und hohem Pflege- und Betreuungsbedarf
- Menschen mit körperlichen Behinderungen und Betreuungsbedarf aufgrund von Teilleistungssstörungen, verminderter Stress- und Belastungsfähigkeit, mangelnder Mobilität
- Menschen mit geistigen Einschränkungen, Entwicklungsretardierungen, eingeschränkter Kommunikationsfähigkeit, Lernbehinderungen, Seh- und Hörbehinderungen
Im Hinblick auf einen Wechsel in das Betreute Wohnen durch einige Bewohner sind gezielte Trainingsmaßnahmen vorgesehen in den Bereichen Wohnen, Arbeit, Freizeit und Gesundheitspflege. Die Vorbereitung dazu erfolgt in kleinen Wohngemeinschaften oder Einzelwohnungen.
Der innere Bezug zum Stammhaus bleibt erhalten.
Um eine Mitbestimmung der Bewohner zu gewährleisten, wird viel Wert auf eine intensive Zusammenarbeit mit dem Heimbeirat gelegt. Bei der Mitbestimmung durch die Bewohner werden die drei wichtigsten Gruppierungen berücksichtigt:
Die Menschen mit Schwerstmehrfachbehinderten, mit geistiger oder Lernbehinderung und die Menschen mit Körperbehinderung. Ihre Möglichkeiten, sich mitzuteilen werden bei Schwierigkeiten in ihrer Fähigkeit zu sprechen oder zu kommunizieren durch Personen ihres Vertrauens so unterstützt, dass sie ihr Befinden und ihre Interessen angemessen darstellen können.
Unsere Leitziele sind: Persönliche Zufriedenheit, Geborgenheit in der Gruppe, Weiterentwicklung und Orientierung nach Außen.
Mit dem Entwickeln unseres Wohnprojektes wird sich auch unser Konzept entwickeln, es bleibt flexibel und wird von den Bewohnern, den Eltern und den Mitarbeiter im Rahmen der Qualitätssicherung immer wieder überarbeitet und angepasst werden.